Wenn die Tage am kürzesten sind, die Temperaturen genau wie der erste Schnee stetig fallen, wenn sich schon besinnlich-vorweihnachtliche Stimmung breitmacht und das Fahrtenjahr dem Ende zugeht, packen wir traditionell noch ein letztes Mal die Jurten, Kohten und Alexzelte aus und treffen uns zum alljährlichen Weihnachtslager.

So natürlich auch dieses Jahr. Naja, jedenfalls bis auf den Schnee, denn dafür war es dieses Jahr ein kleines bisschen zu warm. Aber dafür hatten wir kurz vor dem Lager so richtig viel Regen, weshalb der Lagergrund innerhalb kürzester Zeit aus 100% quatschigem feinsten Matsch besteht.

Aber alles Klagen und Jammern hilft nichts – und außerdem gibt’s sowieso kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Ausrüstung – also machen wir das Beste draus und werfen ein paar Paletten auf die schlimmsten Stellen, so dass man zumindest die Standardwege (Zelte <-> Klo) einigermaßen trockenen Fußes zurücklegen kann.
Die Jurte, Kohten und Alexzelte sind schnell aufgebaut, und nach etwas Abendprogramm fallen alle müde in die Zelte, die – Feuerschalen und Öfen sei dank – den doch ordentlich kalten Temperaturen gut trotzen.

Am Samstag Morgen dann geht es früh los: die Wölflinge gehen wie jedes Jahr auf den Postenlauf, der in diesem Jahr mit über 12 Kilometern ordentlich lang ist. An verschiedenen Stationen entlang des Weges können auch die Jüngsten ihre über das vergangene Jahr erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten unter Beweis stellen und zum Beispiel zeigen, wie gut sie mit Knotenseilen umgehen können.

Nachmittags geht’s dann noch weiter mit verschiedenen AGs (Marshmallow-Schneemänner machen, Frühstücksbrettchen etc.) und ehe man’s sich versieht, rückt auch schon der Abend näher, den wir bei einem gemütlichen Singeabend in der Jurte ausklingen lassen.

Am nächsten Tag geht es früh raus, denn es steht etwas ganz besonderes auf der Tagesordnung. Unruhe breitet sich aus, denn die Pfadfinder und Wölflinge wissen noch nicht, wo es hingehen soll. Und so verteilen sich fünfundzwanzig aufgeregte und leicht schlammige Wusel auf die Autos. Nach einer guten Stunde fahrt steht fest: wir besuchen das Mannheimer Technoseum, das Landesmuseum für Technik und Arbeit. Nach einer kurzen Einführung teilen wir uns in Kleingruppen auf und nehmen das Museum unter die Lupe und lassen keins der hunderten großen und kleinen Mitmachexperimente unberührt – vom Kran, der nur mit Muskelkraft betrieben einen 275kg schweren Stein hochhebt über den Fesselballon, der ab einer gewissen Temperatur ein mal über alle Etagen des Museums aufsteigt bis hin zur “spannungsgeladenen” Metallkugel, die einem beim Berühren die Haare zu Berge steigen lässt.

Fußbetriebene Drehbank
“Torpedo in Rohr 3 bereit machen!!”
Alex lernt, was ein Kreisel ist
Haarsträubende Angelegenheit – natülich nicht die Kommunikation, sondern die Kugel, die nicht im Bild ist

Viel zu schnell ist auch dieser Ausflug wieder vorbei und wir eilen wieder nach Hause, wo ja bald das Highlight eines jeden Weihnachtslagers ansteht. Schnell hauen wir uns noch was zu Essen in den Bauch, und dann geht es wie jedes Jahr im Schweigemarsch die wohlbekannten zwei Kilometer zur Felseneremitage. Auf dem Weg lässt jeder noch einmal sein Pfadfinderjahr Revue passieren, erinnert sich an die großartigen Fahrten und Lager und die vielen gemeinsamen Erlebnisse mit der Meute, der Sippe, der Runde, und ist vielleicht auch ein bisschen aufgeregt und fragt sich, ob er oder sie in diesem Jahr vielleicht ihr Halstuch verliehen bekommt, oder ob die Bemühungen beim in den Gruppenstunden oder im Postenlauf vielleicht doch nicht genug waren.

Schweigend kommen wir an der Eremitage an, einer nach dem anderen mit unseren Fackeln, Fahnen, Wimpeln und Gitarren, und versammeln uns um das warme prasselnde Feuer, das die Vorhut Gott sei Dank schon für uns entfacht hat. Wir singen ein fröhliches Fahrtenlied zum Einstimmen, dann lauschen wir einer alten Geschichte über Weisheit und Gelassenheit (Die Suche des Königs) und schließlich beginnt, worauf jeder von schon einmal so lange gewartet hat: die Verleihung der Halstücher, mit denen unsere Wölflinge und Jungpfadfinder vollständig und vollwertig in den Kreis der Pfadfinder aufgenommen werden. Einer nach dem anderen wird von seinem Sippen- oder Meutenführer vorgeschlagen, tritt in den Kreis, gibt sein Wölflings- bzw. Pfadfinderversprechen ab und erhält das lang ersehnte Halstuch… oder ein Abzeichen wie den Stern- oder Stammwolf oder etwa ein Pfadfinderschnürchen.

Nach einem weiteren Lied geht es glücklich wieder im Schweigemarsch zurück. Die Temperaturen haben mittlerweile ganz ordentlich angezogen, weshalb wir alle froh sind, wieder vom wohligen Feuerschein in der Jurte begrüßt zu werden, wo wir dann den Abend bei Tschaj, Keksen und viel viel Gesang gemütlich ausklingen lassen.

Viel zu früh ist der letzte Tag angebrochen, an dem wir schnell die Zelte abbauen, die Bauwagen und Klos putzen, das Gruppenmaterial reinigen und uns bald wieder in alle Winde verstreuen. So ist ruck-zuck das Fahrtenjahr 2019 vorbei… aber das nächste Jahr folgt ja sofort, und da geht’s wieder rund.

Ich freue mich schon drauf!

Kategorien: Rufhorn

1 Kommentar

Ela · 23. Januar 2020 um 12:29

Na das klingt ja wieder nach einem gelungenen Winterlager !
Vielen Dank für diesen Artikel!
Und wenn es schon keine Schneeballschlachten mehr gibt, müssen wir halt mit Schlammschlachten vorlieb nehmen 😉

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